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von Addis Abeba bis Nairobi
> Oktober 2005 <
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Addis Abbeba, Äthiopien

Nachdem sich der Verschleiß an unserem vorderen Kettenritzel verschlimmert hat, beschließen wir, in Addis Abeba ein neues zu besorgen. Also mache ich mich am nächsten Tag mit der fachkundigen Auskunft unseres Hotelmanagers auf den Weg.

Er riet mir, es einmal im östlichen Teil der Stadt zu versuchen. Leider sind wir am westlichen Rand untergekommen. Also nichts wie auf durch Addis Abeba. Tja, um es kurz zu machen: Irgendwann nach einem versuchten Taschendiebstahl und mehreren anderen fachkundlichen Ratschlägen in alle Himmelsrichtungen lande ich nach vier Stunden und 70 Kilometern kreuz und quer durch Addis bei einem Yamaha Händler. - 2 Kilometer von unserem Campingplatz entfernt.

Natürlich hat der erst einmal Mittagspause. Die mache ich dann auch. Nach einem "erfolgreichen" Vormittag hoffe ich auf einen besseren Nachmittag. Leider will sich dieser nicht wirklich einstellen, denn das Ritzel kann der Händler nicht bekommen. Er verweist mich aber auf eine andere Werkstatt ganz in der Nähe.

Dort angekommen macht man mir Hoffnung, der Werkstattchef könnte so ein Ritzel haben, der sei aber im Moment nicht da. Auf meine Frage, wann er denn wieder im Hause sein könnte, bekomme ich die sehr präzise Auskunft "any time after 3 o'clock". Ach, dann komm ich noch mal später wieder.

Als ich um 15:30 Uhr da bin, ist der Chef noch nicht da. Gegen 16:30 Uhr ist er da. Aber das Ritzel, das er mir anbieten kann, passt nicht. Nach einem tollen Tag komme ich auf unserem Campingplatz an und beschließe mit Christian, dass wir uns ein Ritzel nach Nairobi (Kenia) schicken lassen.

Auf dem Weg in Richtung kenianische Grenze beschließen wir, dass sich das Gelände geradezu anbietet, sehr kurzfristig im Busch zu übernachten.

Bullentreff in Süd-Äthiopien

Am nächsten Tag beschließen 500 Kilo Fleisch in Form eines Bullen, dass das Gras auf der anderen Seite viel besser aussieht und überquert vor mir die Straße. Man muss dazu sagen, dass die meisten Tiere wie Ziegen, Schafe oder eben Kühen von Kindern und Jugendlichen gehütet werden, wenn sie neben der Hauptstraße grasen.

Aber zurück zu unserem Bullen - da die Straße sehr gut ist, sind wir relativ zügig unterwegs und ich befinde mich gerade im Traumland. Weiterhin hatte ich durch die längere Fahrt und der damit verbundenen leichten Schmerzen am Sitzfleisch die eine Backe leicht über den Rand der Sitzbank gehängt. Irgendwann kuckt man auch wieder richtig hin, wo man so lang fährt. Und da steht dieses Riesen-Rindvieh mitten auf der Straße und kuckt mich an. Also links oder rechts vorbei?

Diese Entscheidung nimmt mir aber der Hirte ab, der auch noch auf die Straße springt. Also rechts oder doch Vollbremsung? - Da fällt mir doch der Hinweis in einem Heftchen über "Sicherheit auf zwei Rädern" ein: "Bei unvermeidlichem Zusammenstoß Hände vom Lenker und Körper durchstrecken." - Sehr witzig!!! - Also doch rechts vorbei!

Irgendwie schaffe ich es doch noch an den Hörnern des Bullen vorbei. Wie, das weiß ich bis heute nicht. Na ja, hätte wohl ein paar fette Hamburger gegeben....

Ein echter Fußballprofi - An der Grenze zu Kenia

Nach diesem Schrecken und einer sehr konzentrierten Weiterfahrt zur Grenze kommen wir zu unserem nächsten Problem: Durch einen Fehler der Botschaft wurden unsere Visa falsch ausgestellt. Das Einreisedatum war als Ausreisedatum eingetragen worden. Das führte dazu, dass unsere Visa am Tag der Ausreise 15 Tage abgelaufen waren.

Wir hätten die Visa verlängern können, wollten aber keine 30 Dollar pro Nase wegen eines Fehlers der Botschaft bezahlen. Wir überlegten also, was uns passieren könnte, und beschlossen es wie folgt zu versuchen.

Ich hatten in einem Artikel einer Motorrad-Zeitung gelesen, dass jemand, dessen "Carnet de Passage" abgelaufen war, den Zollbeamten während des Bearbeitungsprozesses mit Fußballfachgesprächen abgelenkt hatte, so dass diesem das Datum nicht aufgefallen war. Jetzt muss man sagen, Christian und ich haben von Fußball soviel Ahnung wie die Kuh vom Radfahren.

Also 'rein ins Passbüro. Wenn du wenig Ahnung hast, lass den anderen reden. Also löchern Christian und ich abwechselnd den Beamten mit Fußballfragen. Zu unserem Glück ist der gute Mann auch noch ein glühender Fan und somit redet er sehr viel. Nach einer Viertelstunde ist der Fisch gegessen und er klappt die Pässe zu.

Jetzt müssten wir nur noch diese Formulare ausfüllen. Es handelt sich um Bewertungsformuare, in denen gefragt wurde, ob der Beamte schnell arbeiten würde usw. In der letzte Spalte wird gefragt, ob wir mit dem Service zufrieden wären. Wir sind sehr zufrieden!!!

D ie berüchtigte Moyale-Isolo Piste, Kenia

Und jetzt schnell ab nach Kenia, bevor noch irgendeiner doch etwas merkt. Die Einreise nach Kenia erfolgt sehr schnell und korrekt. Nach einer guten halben Stunde liegt die berüchtigte Moyale-Isolo Piste vor uns. 500 Kilometer dicke Steine und Waschbrettpiste und später nur noch Waschbrettpiste, dass es einem fast den Lenker aus der Hand reißt.

Die Piste stellt sich nach den ersten 50 Kilometern als so schlecht heraus, dass unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf unter 25 km/h fällt. Nach 200 Kilometern sind wir so fertig, dass wir uns einmal richtig was gönnen wollen und in einem 5-Sterne-Hotel einchecken.

Um 7 Uhr liege ich mit pochenden Handgelenken auf meinem Bett und schlafe wenig später ein. Am nächsten Tag nehmen wir voller Freude die nächsten 300 Kilometer unter die Räder. Das macht besonders Spaß, weil überdies noch ein Sandsturm aufgezogen ist.

Zu unserem Glück schwächt sich der Sandsturm sehr schnell ab. Leider können wir die schöne Landschaft immer noch nicht genießen, da wir uns auf die sehr schlechte Piste konzentrieren müssen. Bei Pausen hat man endlich Zeit, die schöne Landschaft zu genießen.

Nach 150 Kilometern auf sehr schwieriger Piste ändert sich der Straßenzustand erfreulicherweise zum Positiven, so dass Christian sogar ein paar Fotos während der Fahrt macht.

Leider währt diese Freude nicht sehr lange, denn das letzte Stück stellt sich als echter Materialtest heraus. Zum Teil ist 7-10 Zentimeter hohes "Wellblech" über die ganze Piste verteilt, so dass es nicht mal für uns Moppedfahrer eine einzige gute Spur gibt.

Mitten im nirgendwo stehen auf einmal diese zwei auf der Piste und fragen uns nach etwas Wasser.

Nach kurzem Smalltalk geht's weiter. Aber die Kilometer auf dem Tacho wollen einfach nicht mehr werden und die Zeit scheint zu stehen. Die Hände und Arme sind durch die ständigen Schläge taub, und man will nur noch ankommen. Eine kalte Cola - das wäre jetzt was. Im Hotel gibt's dann nur eine warme, aber immerhin.

Von Isolo geht's dann um den Mount Kenia über den Äquator nach Nairobi. Die heiß ersehnte Teerstraße ist sehr gut und es geht zügig Richtung Nairobi voran. Leider ist der Himmel sehr verhangen, und so bekommen wir den Mount Kenia nicht zu Gesicht. Am Äquator werden dann die üblichen Poser-Fotos geschossen und weiter geht's.

Die einzige wirkliche Aufregung an diesem Tag entsteht, als wir uns an einer T-Kreuzung nicht sicher sind, wo wir lang müssen. Also entschließen wir uns für rechts. Ich kontrolliere das aber während der Fahrt noch mal anhand der Karte auf dem Tankrucksack.

Als auf einmal ein dicker Pickup auf meiner Straßenseite mir entgegen kommt. Mann, ist doch genug Platz auf deiner Seite, du Affe! Moment mal - seine Seite, das hier ist seine Seite! In Kenia ist Linksverkehr! Aber da ist der Pickup jetzt wirklich auf meiner Seite schon an mir vorbei. Wieder einmal Schwein gehabt.

Stress auf dem Flughafen - Nairobi, Kenia

Den weiterem Weg zur Jungle Junction (S 01° 17' 325", E 036° 45' 635") in Nairobi fahren wir auf der Überholspur und erreichen den Campingplatz von Chris ohne Probleme. Chris ist Deutscher und war bei BMW in Nairobi Werkstattmeister. Er hat zuhause eine kleine Werkstatt eingerichtet, die die Reisenden mitbenutzen dürfen.

In der Zwischenzeit ist unser Ritzel am Flughafen angekommen, und wir beschließen, es am nächsten Tag abzuholen. Leichter gesagt als getan. Der Vorgang ist so schwachsinnig, dass ich gar nichts mehr darüber schreiben möchte, weil ich mich dann nur wieder unnötig aufrege.

Nur so viel: Nach 4,5 Stunden, 10 Stempeln, dem Besuch von 10 Büros und der Zahlung von 3 Euro Flughafengebühr haben wir unsere Ritzel in den Händen. Besonders absurd ist, dass man für die Bezahlung der 3 Euro eine Firma beauftragen muss. Diese zahlt dann die 3 Euro (!), berechnet dafür wiederum einen Gebühr von 25 Euro (!!!). Und es gibt keine Möglichkeit, die 3 Euro selbst einzuzahlen.

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Weiter geht's nach Tansania
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