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Chile
Ushuaia bis Santiago
> 31.01.2006 - 16.02.2006 <
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Argentinien

Am Abfahrtstag fängt es, nachdem wir alles aufgepackt haben, an zu regnen. Nach 100 Kilometern sind wir trotz der Winterkleidung ziemlich durchgefroren. An einer Tankstellen wärmen wir uns etwas auf und streichen die kleine Piste mit der Flussdurchfahrt, die wir eigentlich fahren wollten. Hartmut, ein deutscher Motorradfahrer, den wir in Ushuaja kennengelernt haben, hatte uns diese Strecke empfohlen. Sie soll landschaftlich sehr schön sein und beinhalte eine lange Flussdurchfahrt. Aber bei knapp 6°C Grad und Regen haben wir nicht so das Bedürfnis nach Flussdurchfahrten und Umwegen.


Rio Grande

In Rio Grande beschließen wir, nachdem das Wasser schon in unseren Stiefeln steht, dass 200 Kilometer genug für heute sind. Da zelten mit den nassen Motorradklamotten unmöglich ist, suchen wir uns in Rio Grande ein kleines Hostel. Das ist die erste Nacht unter einem festen Dach seit über drei Monaten.

Das Hostel "Hotel Argentino" (GPS S 53° 47 376 W 067° 41 625) ist im South American Handbuch als sehr freundlich und hilfsbereit beschrieben. Wir können diesen Eindruck nur bestätigen. Als wir am Hostel ankommen, hat der Regen zwar etwas nachgelassen, aber wir sind durch und durch nass. Die Besitzerin Graciela macht uns erstmal in der Küche eine Tee mit Rum. Wir wollen zwar eigentlich lieber erst die Stiefel inklusive dem halben Liter Wasser, der drin schwappt loswerden. Aber zuerst Tee und Rum ist auch nicht so schlecht.

Im Laufe des Abends kommt eine nette Gruppe nass gewordener Reisender zusammen. Als Graciela noch zwei Flaschen Wein spendet, ist der Abend gerettet. Am nächsten Tag löscht der Mann von Graciela aus Versehen seine Internetverbindungsdaten, als er unseren Laptop anschließen will, damit wir unsere Reiseberichte hochladen können.


Von Tres Largos nach Baja Caracoles

Für unsere Fahrt in den Norden haben wir die Routa 40 gewählt. Es ist eine Schotterpiste, die sich bei Regen in ein einziges Schlammloch verwandelt. Wir bekommen eine ungefähre Vorstellung, wie es hier kurz nach einem Regen sein muss. Wir befahren die Strecke von Tres Largos nach Baja Caracoles drei Tage, nachdem es geregnet hat.

In einem ziemlich langen und breiten Schlammloch rutscht mir das Hinterrad weg, und ich lege die alte Dame auf die Seite. Der Schlamm spritzt in alle Richtungen. Glücklicherweise bleibe ich stehen und lege mich nicht auch in den Schlamm.

Da die Routa 40 die Hauptverbindung in den Norden an der Landesgrenze zun Chile ist, läuft der gesamte Verkehr über die Straße, mitsamt aller Lkws und Fernbusse. Auf einem Campingplatz erzählt uns hinterher ein Backpacker, dass sein Bus über 12 Stunden Verspätung durch den Matsch gehabt hat.

Für die schlimmsten 80 Kilometer brauchen wir knapp zwei Stunden. Ziemlich am Ende treffen wir zwei Amis auf 1200er GS, die wir nicht beneiden bei dem Matsch.

Tim und Sascha sind die ganze Panamerica gefahren, und ihr Ziel heißt Ushuaja. Bei Sascha ist durch einen Sturz der Jesse-Koffer abgerissen. Der Koffer ist sehr stabil. Leider kann man das von dem Träger nicht sagen. Er ist total verbogen und nur noch mit Hilfe eines großen Montierhebels und einem Hammer wieder so zu richten, dass der Koffer 2 der 3 Haltepunkte nutzen kann.

Nachdem die Strecke etwas besser wird kann man die fantastische Landschaft am Fuße der Anden genießen. Das Problem bei schlechten Strecken ist, dass man eigentlich nur die 30 Meter vor seinem Vorderrad war nimmt, weil man ständig großen Schlag- oder Schlammlöchern ausweichen muss.

 

 

Zum Glück ist die Routa 40 nicht, wie die meisten anderen Straßen Argentiniens, durch die Viehwirtschaft komplett eingezäunt. Dieser Umstand macht die Nachtplatzsuche um einiges einfacher. Und so finden wir nach einigen Fehlversuchen einen traumhaften Platz an einem ausgetrockneten See.

In Los Antiguos sehen wir uns die über 10.000 Jahre alten Felszeichnungen an, die folgende hat uns am besten gefallen.

Chile

Am nächsten Tag Reisen wir ohne Probleme in Chile ein. Die Grenzübertritte sind sehr leicht und vor allem umsonst. Nicht mit afrikanischen Grenzen zu vergleiche! Das einzige, was nervt, sind die SAG-Fritzen, die kontrolieren, dass man keine Lebenmittel nach Chile bringt. Da wir aber meist in Gegenden reisen, in denen es keine Geschäfte zum Einkaufen gibt, schmuggeln wir immer ein paar Nahrungsmittel ein. Das kostet zwar immer ein bisschen Nerven, wenn der gute Mann sich das Gepäck genauer ansieht, aber man will abends ja schließlich etwas essen.


Der Lago Buenos Aires

In Chile Chicco fährt eine Fähre über den Lago Buenos Aires.

Als wir an dem Ticketschalter ankommen macht die gute Frau gerade Siesta, aber wir sollen in 2 Stunden um 15 Uhr nochmal wieder kommen. Kein Problem denken wir, die Fähre fährt ja erst um 16:30.

Wir fahren als erstes in den Supermarkt und kaufen etwas Brot. Während wir gemütlich mittag machen, kommen wir mit einem Backpacker ins Gespräch, der uns sagt, dass die Fähre voll wäre. Wir tun diese Information erstmal als Gerücht ab. Nach und nach bekommen wir aber immer öfter die Information, dass die Fähre ausgebucht ist. Wir können das aber eigentlich nicht glauben, weil uns die Dame vom Ticketschalter wohl kaum für 15Uhr bestellt hätte, wenn sie keine Tickets mehr hätte.

Es wird 15 Uhr und wir stehen brav am Schalter. Nee, also die Fähre wäre voll, aber sie hat noch Tickets für in zwei Tagen. Die Aussage, dass sich Leute mit Fahrzeugen um 16 Uhr beim Kapitän melden sollen, um Tickets zu kriegen, rettet ihr das Leben. Gegen 16 Uhr erscheint der Kapitän und sagt uns, dass er noch Platz haben müsste. Um 16:30 kommen wir als vorletzte Fahrzeuge an Board. Die Gruppe von 8 Backpackern wird auch noch ohne Ticket gegen Barzahlung beim Kaptiän mitgenommen.

Auf dem nachfolgenden Paß geht es sehr lange Bergab. Da es sich um eine sehr schlechte Schotterstrecken handelt, ist überwiegend die Hinterradbrtemse in Betrieb. Nach etwa 20 Kilometern quitiert selbige bei beiden XTs gleichzeitig den Dienst. Ein sehr beunruhigendes Gefühl, auf die Bremse zu latschen und das Pedal fällt einfach durch.

Nach einer Abkühlungpause geht es noch etwas langsamer weiter. Das extreme Gefälle in Verbindung mit der langsamen Geschwindigkeit und somit kaum Kühlung, sowie die einseitige Nutzung der Hinterradbremse stellt sich als Ursache für das Versagen der Bremse heraus.

Auch die Chilienische Seite der Anden hat landschaftlich einiges zu bieten.

Am Abend finden wir auf einem alten Seitenarm der Piste einen prima Schlafplatz mit reichlich trocken Feuerholz von zwei umgestürtzen Bäumen.

Der Piste wird am nächsten Tag wieder schlechter und vor allem sehr staubig. Insgesamt sind die Pisten auf der argentinischen Seite erheblich besser gewartet als auf der chilinischen. Gegen Mittag hat Christian einen Platten. Da es in der Nähe leider keinen Schatten gibt, heißt es in der prallen Sonne Reifen flicken.

Die vorbeifahrenden Autos drosseln ihre Geschwindigkeit kaum, so dass uns außer Staub auch noch Steine um die Ohren fliegen. Die Verwünschungen, die wir ihnen hinterher rufen kann man sich wahrscheinlich ungefähr vorstellen.

Da in Chile das Preisniveau sehr hoch ist und wir uns, wenn wir über Argentinen fahren außerdem noch eine Fähre sparen, reisen wir wieder nach Argentinien ein.

Bei der Einreise sieht der Zollbeamte ein altes Zollpapier der Moppeds. Bei unserer erste Ausreise nach Brasilien hatte der Zoll damals das Papier nicht eingezogen. Normalerweise muss man das Papier bei der Ausreise immer abgeben. Der Zollbeamte ist jetzt natürlich misstrauisch, weil wir bei der Einreise noch ein solches Papier haben. Er berät sich mit seinem Kollegen und nach 40 Minuten füllt er ein neues Papier aus und trägt uns zusätzlich die Motorräder in den Reisepass ein. Auf dem Stempel steht: "Ausreise nur mit Fahrzeug erlaubt". Bei der Ausreise kuckt der Zollbeamte hinterher aber gar nicht in den Pass. So viel zur Nützlichkeit der Eintragung in den Pass.

Auf chilenischer Seite gibt uns der chilenische Zoll gleich noch eine Zugabe über den Sinn von Zolldokumenten. Auch in Chile wird bei der Einreise ein Zollpapier für das Mopped ausgefüllt. Bei der Ausreise gibt man das Papier wieder ab und der Zollfritze trägt das Fahrzeug wieder im Computer aus. Bei der Einreise stellt der chilenische Zollbeamte fest, dass sein Kollege bei der letzten Ausreise meine XT noch nicht ausgetragen hat.


Die Panamericana

Am nächsten Tag fahren wir die ersten Kilometer auf der berühmten Panamericana, die (theoretisch) von Alaska nach Feuerland geht. Die Routa 5 ist sehr gut ausgebaut, und so fahren wir bis kurz vor Santiago. Auf einer 24-Stunden-Tankstellen stellen wir gegen 9 Uhr das Zelt auf. Leider macht die Tankstelle um 24 Uhr zu und alle Lichter gehen aus.

Normalerweise suchen wir uns unsere Übernachtungsplätze immer so aus, dass uns keiner von der Straße aus sheen kann. Das gibt eine gewisse Sicherheit gegen ungebetenen Besuch. An Tankstellen bauen wir unser Zelt aber immer möglichst sichtbar auf, damit vielleicht jemand sieht, wenn einer an den Motorräder herumfummelt.

Tja, nun stehen wir an einer sehr sichtbaren Stelle an der dunkelen Raststätte. Glücklicherweise geht alles glatt und wir können am nächsten Morgen wieder Hotdog-Brötchen frühstücken. Da wir gestern Abend kein Brot hatten, hat Christian im Laden der Tankstellen nach Brot gefragt. Die Dame hinter der Theke sagt nicht direkt ja oder Nein, sondern redet wie ein Wasserfall auf Christian ein. Dann verschwindet sie nach hinten in die Küche. Während sich Christian nach irgend etwas brotähnlichem umsieht, taucht die Dame mit einer Tüte Brötchen auf. Nach dem 2. Brötchen fällt Christian auf, dass die Brötchen einseitig aufgeschnitten sind. Die Frau meinte wahrscheinlich dass sie nur diese Hotdog-Brötchen haben. Aber besser Hotdog-Brötchen als gar keine.


Spanisch für Fortgeschrittene...

Unser Spanisch wird langsam besser, wie die folgenden Beispiele zeigen: An einer Polzeikontrolle sieht der Polizist in meinen Pass das Äthiopien-Visum. Er kuckt sich diesen sehr genau an. Ich sage Äthiopien. Er kuckt zum Himmel und meint: "Ja, es wird wahrscheinlich Regen geben".

Ein weiters schönes Beispiel: An einer Ampel fragt der Eisverkaufer, wo wir her kommen. Ich sage "Alemania". - "Aha, Australia. Und wie lange seit ihr schon unterwegs?" - "6 Monate!" - "Aha, 6 Wochen, ganz schön lang."


Santiago de Chile

In Santiago angekommen sind wir sehr überrascht wie geordnet es in der Stadt zugeht, sehr wenig Verkehr. Gegen Buenos Aires wirkt die Stadt sehr sauber. Nach ein paar Fehlversuchen kommen wir in einem Hostel nahe des Zentrums unter.

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Weiter geht's auf der PanAm Richtung Bolivien
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