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Nach ein paar Tagen in Santiago de Chile zieht es uns wieder zurück auf die Straße. Am ersten Tag fahren wir 470 Kilometer auf der Panamericana, was auf der gut ausgebauten Straße kein größeres Problem darstellt. An einer kleinen Bude essen wir am nächsten Tag etwas zu Mittag, als Mike vorbei kommt. Der US-Amerikaner ist unterwegs nach Ushuaja; er hat die Panamericana von Alaska bis Chile schon befahren. Etwas schräg finden wir allerdings die kugelsichere Weste sowie den Kanickeldraht als Diebstahlschutz schon. Na ja, jeder Jeck ist anders. Nach einem kurzen Gespräch verabschieden wir uns von Mike und fahren weiter Richtung Norden. Die Landschaft wir immer wüstenartiger, wir haben die Atacama erreicht. In Tal-Tal verlassen wir die Panam und fahren auf der Routa 1 weiter, sie führt etwa 400 Kilometer parallel zur Panam an der Pazifikküste entlang. Es gibt zwei Verbindungensstraßen zwischen der Panam und der Routa 1: Einmal nach etwa 200 Kilometern und dann nochmal bei Kilometer 300. Nachdem wir den 2. Abknick zur Panam passiert haben, wird die Straße immer einsamer und auch schlechter gewartet. Die sandigen Berghänge reichen direkt bis an die Straße heran. Bedingt durch die schlechte Wartung werden auch Erdrutsche nicht richtig geräumt. Machmal ist sogar die ganze Straße weggerutscht und nur notdürfig mit Sandsäcken repariert. Die Piste wird mit jedem Kilometer schlechter. Da es aber nur noch etwa
60 Kilometer bis Antofagasta sind, beschließen wir, weiter zufahren.
Wir haben nämlich keine Lust auf den etwa 200 Kilometer langen Umweg
über die Panam. Im oberen Bereich sieht man die Serpentinen Es ist ganz schön schwierig, zwischen den ganzen Felsbrocken den besten Weg zu finden. Entweder sind die Felsbrocken zu groß oder man gräbt sich im feinen Kies mit dem Hinterrad ein. Für die Strecke bis zu den Serpetinen brauchten wir fast eine Stunde. Unten links ist der Rest der Straße zu erkennen. Oben angekommen stellt sich leider heraus, dass die Piste nach der nächsten Kurve komplett weggeschwemmt ist. Kein Wasser, keine Tankstelle,
keine Panam - und viele Minenstollen... Wir haben für die letzten 5 Kilometer über zwei Stunden gebraucht. Da wir nicht wissen, wie es auf der Piste weiter geht, sind wir etwas unschlüssig, was wir als nächstes unternehmen sollen. Es sind noch 50 Kilometer bis Antofagasta, der nächsten Stadt. Bis dahin nur Wüste, und kein Wasser oder Benzin. Unser Problem ist, dass es durchaus möglich ist, dass kurz vor der Einmündung der R1 auf die Panam ein unüberwindbares Hindernis kommt. In diesem Falle müssten wir wissen, ob wir es mit unserem Wasser und Benzinreserven wenigstens wieder bis zur Verbindungspiste zur Panam kommen. Dort kommen zwar wenige - aber immerhin überhaupt einige - Fahrzeuge lang, von denen wir Sprit und Wasser bekommen könnten. Also sitzen wir - nun schon im Dunklen - vorm Zelt und rechnen unsere
Wasser- und Benzinreserven zusammen. Wasser ist einfach zu überschauen:
Eigentlich zuwenig. Es würde theoretisch für einen schweren
Tag (also hoher Wasserverbrauch) reichen. Der nächste Morgen: Erstmal Kaffee Erfreulicherweise bessert sich die Piste auf den ersten Kilometern. Sie wird nur durch kleinere Auswaschungen unterbrochen, die wir leicht bewältigen. Nach kurzer Zeit erreichen wir eine T-Kreuzung mit einer guten Piste. Leider ohne Beschilderung. Also rechts oder links? Das ist hier die Frage. Da die R1 auf der Karte an der Küste nach Norden führen soll, entschließen wir uns für den Abzweig in Richtung Nordwest. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir ein Minencamp. Es ist zwar bewohnt, aber keine Menschenseele ist zu sehen. Wir untersuchen alle Räume, die nicht mit einem Schloß gesichert sind, nach Benzin oder Wasser. In der kleine Küche des Camps steht eine Wassertonne. Wir füllen unsere Wassersäcke, und sind froh, schon mal ein Problem - nämlich die Wasserknappheit - gelöst zu haben. Wir folgen der Piste weiter in Richtung Nordwest, vorbei an den Bergwerkstollen, in denen Kupfer abgebaut wird. Aber auch hier ist keiner zu sehen. Die Strecke führt durch eine sehr spektakuläre Berglandschaft. Leider endet die Strecke an einem großen Stollen. Sackgasse, schei... . Also wieder zurück zu der T-Kreuzung. Da uns an der T-Kreuzung nur noch eine Möglichkeit bleibt, bleibt nicht mehr viel Auswahl. Auf der nächsten Bergkuppe wird uns erst klar, wie groß das Chaos durch die Minenstraßen wirklich ist: Das ganze Gebirge ist mit kleinen Pisten durchzogen. An der nächsten Kreuzung heißt es mal wieder eine der zwei
Piste wählen. Leider führt keine auch nur annähernd in
Richtung Norden, wo die R1 eigentlich langführen soll. Die Piste,
die wir gewählt haben, führt durch einen kleinen Flußlauf
zwischen zwei Bergen entlang. In der Bildmitte zieht sich der Flußlauf bergauf. Der Busverkehr ist auf der Strecke vor kurzem eingestellt worden. Endlich in Antofagasta Unsere Piste kreuzt nach der Bergkuppe eine sehr breite und gut ausgebaute
Straße. Diese Piste könnte die R1 sein. Sie führt aber
eigentlich nicht in die richtige Richtung. Aus Mangel an Alternativen
folgen wir der Piste in Richtung Westen obwohl wir laut unsere Karte nach
Norden müssten. Nach einer Weile sehen wir vor uns eine größer
werden Staubwolke: Ein Geländewagen kommt uns entgegen. Ich halte
ihn an und frage den Fahrer wo und wie weit es bis zur Panam ist. Nach einer Stunde sind wir in Iquique angekommen. Da meine Hinterradbremse
bzw. die Bremsklötze am Ende sind, wollen wir einen Tag in Iquique
bleiben, um ein paar neue Klötze aufzutreiben. Der örtlichen
Yamaha-Händler stellt sich leider als schlecht sortiert heraus. Er
weist uns allerdings den Weg zur Motorrad-Zubehör-Meile.
Während Juanita das Mittagessen fertig macht, fragt uns Pancho,
was wir trinken wollen. Mit einem Augenzwickern meint er: "Bier oder
Fanta?" Wir sagen auch mit eine Augenzwickern: "Fanta natürlich".
Und so bekommen wir 2 Flaschen Bier vor die Nase gestellt, und er trinkt
Fanta. Auf die Frage, ob er auch Bier möchte, sagt er: "Nee,
also um 12 Uhr mittags ist mir dann doch zu früh zum Bier trinken".
In den letzten Jahren wurde die Stadt nach und nach in ein Museum umgewandelt. Durch unseren Kater bedingt wird die Besichtigung kürzer als geplant.
Von Humboldstone über
die Panam nach Arica Nachdem wir an einem "Rasthaus" etwas gegessen haben, lassen die Schmerzen ein bisschen nach und die restlichen Kilometer bis Arica sind schnell abgerissen. Als wir in Arica ankommen brauchen wir ziemlich lange, um den im South American Handbook angegebenen Campingplatz zu finden. So ist die Sonne schon untergegangen als wir endlich auf dem Platz ankommen. Camping auf 3700 Metern Auf 3700 Metern ist das Atmen an sich schon anstrengend genug. Während wir den Platz für das Zelt von Steinen befreien, müssen wir zweimal eine kleine Pause machen weil wir so aus der Puste sind. Die Strecke führt uns am nächsten Tag auf über 4000 Metern. Die Landschaft wird immer karger. Es ist unglaublich, wie die Menschen unter diesen ärmlichen Bedingungen hier leben können. Unglaublich ist auch der Anblick der schneebedeckten Gipfel der Anden. |