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Bolivien
Rundtour durch den Regenwald
> 27.02.2006 - 04.03.2006 <
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Calamarzirka , Bolivien

Der Grenzübertritt nach Bolivien ist erstaunlich einfach. Kurz vor Calamarzirka treffen wir auf vier Motorradfahrer, nämlich Anja und Frank aus Deutschland und David und Deb aus den USA. Wir beschließen in Calamarzirka zusammen in ein Hotel zu ziehen. Es gibt zwei Hotels in der Stadt: Das eine ist etwas teuerer, aber auch besser als das andere.

Nachdem wir die Zimmer bezogen haben, verdoppelt sich der Preis auf einmal. Der Manager behauptet, dass der Preis nicht für das Zimmer sondern pro Person gelte. Da Anja und David den Preis erfragt hatten und sich nicht mehr sicher sind, akzeptieren wird die Preiserhöhung zähneknirschend. Als der Manager-Darsteller den Preis nochmal um 10 Bolivianos erhöht, ist das Maß voll, und Christian und ich ziehen um. Verarschen lassen wir uns nicht, auch wenn der Gesamtbetrag gerade mal 10 Euro beträgt.

Der Umstand, dass wir beide noch schnell geduscht hatten und natürlich Klopapier und Seife eingesteckt haben, scheint unseren Freund von der Rezeption tierisch gefuchst zu haben, wie uns die anderen abends beim Bier in unserem Hotel erzählen. Das Beste ist, dass unser neues Hotelzimmer nur 30 Prozent von dem anderen kostet.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den vier und machen uns in Richtung La Paz auf.


La Paz, Bolivien

In La Paz müssen wir uns erstmal mit neuen Bolivianos versorgen. Während wir dezent aus den Alukoffern etwas Bargeld herauszaubern, halten zweimal die Bullen an und fragen uns sehr freundlich, ob sie uns helfen können. Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir von der Polizei in Bolivien gehört haben. Nach den übliche Fragen "woher und wohin" verabschieden sie sich und wünschen uns Glück.


Camino del Muerte - die "Todesstraße"

Als nächstes wollen wir die gefährlichste Straße der Welt, den "Camino del Muerte" befahren. Die Strecke führt von La Paz nach Caranavi. Die Piste ist deshalb so gefährlich, weil sie nur 3 bis 4 Meter breit und direkt in die Berghänge gebaut ist. Es geht verdammt steil mehrere hundert Meter tief hinunter.

 

Pro Woche stürzt im Durchschnitt ein Fahrzeug ab, die gesamte Strecke ist mit kleine Holzkreuzen gepflastert. Auf dem Camino del Muerte herrscht außerdem Linksverkehr. Da die Strecke so eng ist, fahren die Fahrzeuge links aneinander vorbei. So wird die Straßenbreite möglichst genau ausgenutzt, da sie am Rand bei einem schwer beladenen LKW schnell abrutschen kann.

Kaum Platz für ein Mopped

 

Die Straße führt langsam aber sicher weiter in den Regenwald hinein. Die Luftfeuchtigkeit wird immer höher, und ingesamt wird die Piste immer matschiger und auch die Flussdurchfahren werden immer breiter.

Von Caranavi nach Guanay

In Caranavi fragen wir an der Tankstelle, ob wir dort zelten dürfen. Von Caranavi wird die Piste nach Guanay erheblich kleiner und auch schlechter.

 

Kurz vor Guanay führt die Piste direkt am Rio d'Oro (Goldfluss) vorbei. Als ich unten am Fluss ein paar Goldwäscher entdecke, kommt mir spontan die Idee, ein paar Goldkrümel als Andenken zu kaufen. Also gesagt, getan. Mit Händen und Fußen mache ich mit zwei Goldwäschern das Geschäft klar und kaufe für 3 US-Dollar ein bisschen Gold.

 

Nach Guanay führt die Straße wieder in die höhsten Gipfel der Anden. Auf einem Teilstück läuft sie genau auf dem Bergkamm, die Aussicht ist fantastisch.

Als wir in Guanay nach dem Weg fragen, kommt aus einer kleinen Kneipe mit angeschlossenem Lebensmittelgeschäft eine Frau gesprungen. Sie lässt uns erst weiterfahren, nach dem wir eine 1-Liter-Flasche Bier getrunken haben. Und das bei einer Bullenhitze um 12 Uhr mittags.


Von Guanay nach Mapiri

Die Strecke nach Mapiri wird sehr steinig und zunehmend schwerer zu befahren. Die Landschaft wechselt zwischen feuchtwarmem Regenwald auf knapp 1000 Metern und karger und kalter Berglandschaft auf über 3000 Metern.

Wir wollen eigentlich die nächste Nacht in Mapiri verbringen. Was uns davon abhält, ist der an der tiefsten Stellen knapp 90 Zenterimeter tiefe Fluss. Hier hat wohl jemand vergessen, eine Brücke zu bauen.

Nachdem ich auf der Suche nach einer passierbaren Furt den Fluss abgelaufen bin, wird uns klar, dass wir hier mit den Moppeds nicht durchkommen. Kurz danach zeigt uns jemand, dass 1 PS manchmal besser ist als 42 PS.

Gibt es hier eigentlich Pyjamas oder wie heißen die Fische nochmal?

 


1 PS ist manchmal genug !!!

 

Kurz vor dem Fluss entdcken wir mitten im Regenwald eine kleine Mission. Da es langsam wieder dunkel wird, frage ich, ob wir die Nachtr auf ihrem Gelände verbringen können. Durch den starke Bewuchs ist es nahezu unmöglich, eine Stelle zum Zelten zu finden. Der Chef der Mission ist sehr freundlich und verspricht uns, noch heute Abend jemanden zu finden, der uns für 10 US-Dollar über beide Flüsse bringt.

"Beide?", frage ich. Ja, dahinter würde in etwa 3 Kilometer noch ein tieferer mit stärkerer Strömung kommen. Na, prima!

Gegen 10 Uhr kommt ein junger Mann aus dem nächsten Dorf und verspricht uns morgen über die Flüsse zu bringen. Er könne aber nur morgens um 6 Uhr. Na ja, auch gut. Nachdem es nachts noch sehr stark gewittert hat, sind wir sehr gespannt, ob die Flüsse noch weiter gestiegen sind.

Am nächsten morgen ist Rico mit seinem Toyota da, und wir laden erst Christians XT auf den Pick Up. Die Überfahrt klappt sehr gut, und nach 30 Minuten ist meine XT dran. Da die zwei Flüsse drei Kilometer auseinander liegen, bleibt mein Mopped auf dem Pickup, und Christian fährt hinterher.

Der zweite Fluss ist schmaler. Dadurch ist die Strömung aber erheblich heftiger und der Fluss ist noch etwas tiefer. Bei Anblick des Fluses wird Rico sichtlich unwohl. Der Fluss muss über Nacht durch das Gewitter noch etwas angeschwollen sein.

Nachdem wir mein Mopped abgeladen haben, fahren wir zusammen zu Christian, um seine XT auzuladen. Ohne Rampe auch kein wirkliches Vergnügen. Nachdem wir auch die andere XT abgeladen haben, fragen wir Rico ob und wieviele Flüsse bis Sorata noch kommen. Er meint nur einer und auch nur zirka 30 Zentimeter tief. Vier weitere Flüsse später sollten wir Sorata erreichen.

Die Straße nach Consonata war durch den nächtlichen Regen eine einzige Schlammpiste, auf der wir, wenn es gut ging, Schrittgeschwindigkeit erreichten.

 

Der Fluss, den Rico wahrscheinlich meinte, erreichten wir nach zwei Stunden. Der Fluss ist an der tiefsten Stelle etwa 50 Zentimeter tief. Zuerst erkunden wir zu Fuß eine gute Furt, die möglichst flach und so weit es geht frei von dicken Steinen sein sollte.

Nachdem wir eine gute Furt erkundet haben, schieben wir die XTs die ersten Meter durch das tiefste Stück. Und fahren dann durch den relativ flachen Bereich.

Hinter dem Fluss geht es erst einmal wieder raus aus dem feuchtwarmen Regenwaldklima, hinauf in die kalten Anden auf über 3000 Höhenmeter. Direkt nach dem Fluss überholen wir diesen LKW, der auch mit dem Schlamm zu kämpfen hat.

Nachdem wir den Regenwald verlassen haben und in die höheren, kargen Regionen kommen, wird die Straße wieder steiniger, so das wir besser voran kommen. Eine weitere Stunde später endet die Straße wieder in einem Fluss. Es gibt zwar bald eine Brücke, aber was hilft uns das jetzt...

Der Fluss ist noch etwas tiefer, so um die 60 Zentimeter. Ein weiteres Problem ist die sehr starke Strömung und die dicken Felsbrocken, die ein Durchfahren unmöglich machen. Da das Wasser über den Lufteinlass steigen könnte, nehmen wir die Sitzbank ab und verschließen den darunter liegenden Lufteinlass mit Schaumgummi und einer Plastiktüte.

Das Durchschieben der XTs stellt sich als echter Kraftakt heraus. Durch die starke Strömung und die Steine kommen wir kaum voran, und es kostet uns sehr viel Kraft, das andere Ufer zu erreichen.

Nachdem wir auch diese Kraftprobe hinter uns gebracht haben, machen wir uns nach einer Stunde Pause weiter auf den Weg Richtung Consonata. Die Piste wird immer kleiner und schlechter. Zwischendurch immer wieder auftauchende Bedenken, ob das nun der richtige Weg ist, werden runtergeschluckt. Die Erd- und Felsrutsche durch starke Regenfälle werden immer heftiger, so dass wir uns wieder nur im Schritt-Tempo weiterkämpfen.

Es begegnet uns die folgenden Stunden kein Mensch. Nach einem Sturz in einem kleinen Bachlauf kann Christian sein Bein gerade noch unter dem Motorrad wegziehen.

Nachdem wir die XT geborgen haben, sagt er, dass das Bein wohl gebrochen gewesen wäre, wenn es unter das Mopped gekommen wäre. Das möchte ich mir gar nicht erst vorstellen. Wir sind so am Ende, dass wir erst mal wieder eine kleine Pause brauchen.

Das letzte Stück nach Consonata ist verdammt steil und sehr steinig. Dazu kommt eine feuchte Hitze, wie ich sie noch nie erlebt habe. Auf der H älfte der Strecke müssen wir eine weitere Pause einlegen.

Ziemlich fertig, die Zwei

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Consonata. Wir sind heute in 11 Stunden ganze 90 Kilometer gefahren. Von hier aus sind es nur noch 100 Kilometer bis Sorata. - Also wahrscheinlich nur noch ein ganzer Tag zu fahren.

Was uns zunehmed beunruhigt, ist, dass uns mehrere Einheimische gesagt haben, dass ein Teil der Piste aufgrund von Erdrutschen komplett weg sein soll. Das würde mindestens drei Tage die selbe Hororrpiste zurück bedeuten. Wollen wir mal das Beste hoffen.

In dem kleinen "Hotel" versuchen wir, unsere Stiefel und Strümpfe einigermaßen trocken zu bekommen, was uns mit einigem Aufwand auch gelingt. So geht es am nächsten Morgen frisch erholt weiter. Und zwar genau 200 Meter, dann kommt Fluss Nummer 5. Wenn ich keinen Helm aufhätte, würde ich jetzt in den Lenker beißen. 9 Uhr morgens und wieder nasse Füsse.

 

Kurz nach der ersten Flussdurchquerung fängt es an zu regnen, was den Zustand der Piste nicht gerade bessert.

 

Wenn man natürlich einmal richtig nass ist, dann macht es fast ein bisschen Spaß, voll durch die Pfützen zu hämmern. Manchmal sind die Löcher allerdings tiefer als gedacht, und so fehlt bei einer Riesenpfütze nicht viel, und ich hätte mich mitten rein gelegt.

Hinter eine Kurve folgt dann Flussdurchfahrt Nr. 6. Wir bewältigen auch diese - zum Glück letzte - Furt, ziemlich schnell und ohne größer Probleme. Die Piste verläuft nun wieder ziemlich steil in Richtung Anden. Je höher es geht, desto kälter wird uns in unseren total nassen Moppedklamotten. Die Aussicht ist allerdings atemberaubend.


Endlich in Sorata

Zum Glück stellen sich alle Vermutungen über die Passierbarkeit als überholt heraus, und wir erreichen endlich Sorata. Von hier aus geht es auf teilweise sogar geteerten Pisten in Richtung Titikaka See. Auf dem Weg Richtung Peru werden wir noch mal richtig nass, was der gutem Laune keinen Abbruch tut.

Dr. Zoidberg in voller Montur

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Weiter geht's nach Peru
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